Exidiopsis effusa zur bestätigung oder zur diskussion.

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.848 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Trino.

  • Hallo Pilzfriend,


    den habe ich als Exidiopsis effusa bestimmt, an Weide. Was meint ihr?



    Der Pilz war frisch und hatte eine Gelatine ähnliche Konsistenz.


    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mario!


    Auch wenn ich Heterobasidiomyceten derzeit kaum bearbeite: Ich könnte mir schon vorstellen, daß deine Einordnung passt.

    Halte diese Gruppe aber auch für Teufelszeug, weil nicht wirklich schlüssig bearbeitet, und Einiges im Unklaren.

    Siehe auch die Diskussion neulich zu >einem Fund von Maren<.



    LG, Pablo.

  • Servus Mario,


    wie sahen denn die Dikaryophysen aus? Das ist auf die Schnelle nicht aus dem Foto zu erschließen, auch wenn ich meine, unscharf welche zu sehen - die wären dann sehr dünn und verzweigt und knorrig (wie sieht die Basis aus, dicker?).


    Es gibt mehrere Interpretationen von Exidiopsis effusa. Die von Roberts (1993) ist kurzsporig, Sporen 10,5-14,0(-15,0) x 3,5-4,5 µm. Die von Oberwinkler (1963) ist langsporig, Sporen (10-)13-17 x 3,5-4,5 µm. Dann die von Wells & Raiotvir (1977), deren Sporenmaße als (11-)12,5-16 x (4,5-)5-7 µm


    Deine Sporen entsprechen insofern durchaus Exidiopsis effusa ss. Wells & Raitvir, aber nicht ss. Roberts.


    Es gibt weitere großsporige Arten wie z.B. Exidiopsis griseobrunnea. Deren Dikaryophysen sind aber stärker und mehrfach verzweigt als die von Exidiopsis effusa ss. Wells & Raitvir.


    Ich bin jedenfalls skeptisch, was die Bestimmung deines Fundes als Exidiopsis effusa angeht. Mir erscheint auch der Fruchtkörper zu dick. Ich gebe aber zu, dass ich wenige Kollektionen durchmikroskopiert habe - an Buchenästen ist Exidiopsis effusa leicht makroskopisch bestimmbar. Ist aber eine gute Anregung, hier mal mehrere Aufsammlungen - z.B. heuer - zu analysieren. Selbst bei dieser vermeintlich einfachen Art ist ja die Artumschreibung bis heute nicht klar, dabei ist es der Gattungstypus.


    Um aber erstmal die Gattung abzusichern, wäre wichtig, ob die Basidien sitzen oder gestielt sind (letzteres wäre der Myxarium-Typ) und wie die Dikaryophysen aussehen bzw. ob überhaupt welche vorhanden sind.


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: ich mag diese gallertigen Teile :)

  • So, jetzt habe ich mal in meinem Archiv nachgeschaut - ich habe beide schon gehabt, also großsporig und kleinsporig.


    Ich fange mal mit einer großsporigen an; gefunden am 6.4.2010 in der "Schrödelhütte" im Nationalpark Bayerischer Wald an Fagus (Sammel- und Betretungsgenehmigung lagen vor, dort ist aber beides erlaubt, also das Betreten und das Sammeln). Makroskopisch absolut typisch:



    Sporenmaße dieser Kollektion: (n=30) 11-15,1-18(-21) x 4-4,9-5,5(-6) µm


    eine weitere Kollektion am gleichen Tag aus dem NSG Mittelsteighütte im Nationalpark Bayerischer Wald (auch an Fagus):

    (n=30) 11,5-13,8-16(-16,5) x 4-4,7-5 µm


    dann an Corylus (BayerWald, Zwiesel-Rabenstein, Ableg) vom 7.4.2010:



    Sporen dieser Kollektion: 12,75-13,9-16,25 x 4,75-5,4-5,75(-6.25) µm (Fruchtkörper noch jung, wenige Sporen...)


    Kurzsporige Kollektion (leider kein Foto davon, hatte die Kamera nicht dabei):

    27.3.2010, Altmoräne nördlich von Wangen bei Starnberg) an Rosaceae (cf. Sorbus):

    10,5-14,25 x 4-4,75 µm (wenige Sporen gemessen - n = 10, war eine relativ schnelle Untersuchung...)


    Wie gesagt, etwas chaotisch das Ganze. Jedenfalls ishet so für mich makroskopisch Exidiopsis effusa aus...


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    schön das du auch hier rein geschaut hast, was Exidiopsis angeht habe ich leider keinerlei Schlüssel, bin daher auf das Internet angewiesen, ein besseres Bild der Basidien habe ich jedenfalls noch, da würde ich sagen das die sitzend sind und nicht gestielt.



    Wegen den Rest schaue ich mir genauer an, leider kenne ich mich mit den Dinger nicht aus daher weiß ich auch nicht worauf ich zu achten habe. Deine Funde sind in der Tat viel dünner als mein, waren die auch wie Gelatine. Ich finde auch gut wenn hier eine kleine Sammlung von Funde zusammen gestellt wird.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


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  • Servus Mario,


    ja, du hast Dikaryophysen fotografiert. Sie sind nur großteils unscharf (wegen der Schärfeebene).


    Hier zum Vergleich die Tafel aus Wells & Raitviir (1977: 993), die Exidiopsis effusa darstellt.


    Man sieht die breitere Basis und die knorrigen, verzweigten Enden.


    Literatur:

    Wells K. & Raitviir A. (1977) The species of Exidiopsis (Tremellaceae) of the USSR. Mycologia 69: 987-1007


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    solche Dikaryophysen habe ich jedenfalls nicht beobachten können, zu mindesten hatten die meisten keine verdickte Basis. Viell. sollte ich mit 400 Vergrösserung die Bilder machen, in Öl ist immer etwas schwierig eine gute Schärfe zu bekommen.

    Gruß Mario
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  • Servus Trino,


    deshalb zeichne ich da lieber als dass ich fotografieren würde. Ein Problem ist die große Variabilität der Dikaryophysen. Es müssen ja nicht alle die verdickte Basis haben. Wells & Raitviir zeichnen auch komplett dünne Dikaryophysen, aber eben auch diese typischen mit breiter Basis.


    Am Beispiel Exidiopsis calcea kann man vielleicht den Wert abschätzen. Ich hatte vor längerer Zeit mal Probleme, Exidiopsis calcea zu bestimmen, da ich zwischen Dikaryophysen und breiten, "normalen" Cystiden Übergänge fand und letztere nicht in der "gängigen" Literatur erwähnt werden. Erst, als ich dann auch den Artikel von Wells & Raitviir stieß, sah ich, dass sie genau das gezeichnet haben. (Ich habe das alles in einem Thread im BMG-Forum dargelegt, ist schon etwas her). Seitdem finde ich das als recht typisches Merkmal von Exidiopsis calcea, wenn ich mal wieder einen Beleg ansehe.


    Das Grundproblem ist aber auch hier: wie viele Belege werden danach geprüft. Ich allein habe auch nicht sehr viele angesehen, da ich mich auch für andere Pilze interessiere. Und das geht sicher den meisten so. Und wenn jemand mal eine Exidiopsis mikroskopiert, werden wohl meist nur die Sporen gemessen...

    Daraus folgt: die Variabilität der Dikaryophysen ist nicht sicher genug untersucht. Vielleicht gibt es auch Kollektionen, mit abweichenden Formen. Vielleicht alle Übergänge?


    Da Exidiopsis effusa makroskopisch so gut kenntlich ist (dieser typische Rosaton, die sehr dünnen Fruchtkörper, die sich trotzdem etwas schmierig/wachsig anfühlen, dann aber nach Berühren an der Stelle nicht mehr sichtbar sind), habe ichim BMG-Forum dazu animiert, gezielt Kolektionen zu machen und die Grundmerkmale zu dokumentieren (Sporen, Dikaryophysen). Vielleicht kann man hier gemeinsam Licht ins Dunkle bringen...


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    ich habe noch ein bisschen rein geschaut und solche Elemente wie auf den Bild sind keine zu sehen, Die Dikaryophysen sind dünn etwas wellig bis knörrig und apikal meistens bifurkat.





    Mit den zeichnen kriege ich das nicht hin, aber in Grunde genommen könnte ich auch nicht mehr zeichnen als das was ich sehe und was ich sehe ist nun mal das. Auch die Basis ist nirgends verdickt. So ähnlich wie die aus deine Zeichnung als der neuen Beitrag in BMG Forum.

    Gruß Mario
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