TuFur - eine ungewöhnliche Kollektion

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Pilzfreunde!


    In einem Stadtrandgestrüpp bei Mannheim ist mir vor einigen Tagen eine Gruppe Trompetenschnitzlinge in die Hände gefallen, die einigermaßen aus dem Rahmen fallen.

    Im Gedöns zwischen Ein- und Ausfallstraßen, Bahngleisen und Radwegen finden sich kleine Waldfetzen, einigermaßen vermüllt und auch angereichert mit allerlei Grünschnitt aus umliegenden Siedlungen.
    Hier sind neben Laub, Zweigen auch reichlich abgeladene Holzhäcksel feine Beute für allerhand Streuzersetzer.


    Die Kollektion ist sehr üppig, besteht aus mehreren Dutzend teils nahezu büschelig wachsenden und ganz schön großen Fruchtkörpern. Die größten Hüte waren schon recht verfallen und wurden nicht mitgenomen, dürften aber so um 60 bis 70 mm im Durchmesser gehabt haben. Erstaunlich auch die feste, zähe Konsistenz der gesamten Fruchtkörper. Velum erkennbar, aber eher spärlich, wobei sicher auch durch wiederholte Niederschläge abgewaschen; Hutränder meist gar nicht, bei älteren, gut durchfeuchteten Exemplaren kurz und fein gerieft.


    Mikroskopisch fallen vor allem die recht kleinen Sporen (max. bis ca. 8µm lang) und die superbreiten Lamellentrama - Hyphen (bis 25µm) auf, die Cheilozystiden sind innerhalb einzelner Fruchtkörper so variabel, daß sich daraus eigentlich garnichts ableiten lässt. Und das Zusammenspiel von eher kurzen Sporen und breiten lamellentramahyphen torpediert im grunde jeden Versuch, da was anderes draus zu backen als eine ganz normale TuFur.
    Nur das der makroskopisch halt total aus dem Rahmen fällt, jedenfalls ist mir so eine Kollektion noch nicht begegnet.


    Bilder kann man anklicken und in externem Fenster / Tab öffnen, für anständige Großansicht.











    Am liebsten hätte ich ja eine Tubaria praestans draus gebacken, was aber mit der Breite der Lamellentramahyphen nicht hinhaut.

    Blieben die irgendwie diffusen und morphologisch nicht sinnvoll trennbaren Taxa wie Tubaria hiemalis und Tubaria romagnesiana, aber auch da wollen die Ecken und Kanten nicht rund werden und in irgendein Konzept passen. Und Tubaria furfuracea s.str.: Sollte halt etwas größere Sporen und nicht solche massiven Klopper von Fruchtkörpern haben, oder?


    Was denkt ihr so zu dieser Kollektion? Hat jemand schon mal so was gefunden und beobachtet, und wo habt ihr den dann hingesteckt? Und weiß jemand aktuelle (möglichst auch genetisch unterstützte) Literatur zu der Gattung?



    LG; Pablo.

  • Servus Pablo,


    jetzt habe ich deinen Trompetenschnitzling mal genauer angeschaut.


    Ich habe beim größten Fruchtkörper die Sporen gemessenund kam - nur die freien, nicht an den Basidien sitzende Sporenbeachtend - auf größere Maße:


    6,5-8,0-10,0 x 4,25-5,0-5,75 µm; Q = 1,4-1,6-1,8


    Das passt sehr gut zu dem, was ich als Tubaria hiemalis kenne.


    Die Cystiden - ich finde sehr viele kopfige Cystiden. Messe ich bei denen den Kopfdurchmesser, komme ich auf 6,75-8,0-10,0 µm, was auch sehr gut passt.


    Ich habe mla wahllos an der Schneide entöang fotografiert, damit man sieht, wie viele kopfig sind - natürlich nicht alle, aber doch auffallend viele (teils habe ich das gleiche Motiv doppelt fotografiert - wegen der Schärfebene):





















    So wird vielleicht klar, was ich meine - nicht alle, aber viele sind kopfig. Manche isnd auch interkalar verdickt,viele gekniet. Die Zystiden sind einfach sehr variabel, aber eben doch sehr viele kopfig...


    Die Lamellentrama hattest du ja schon untersucht - ich komme auf bis zu 20 µm breite Tramahyphen, aber es ist ja auch Herbarmaterial. Wenn ich ein bisserl gesucht hätte, hätte ich vielleicht auch breitere Elemente gefunden.



    Ergo:

    Sporengröße passt, Cystidenform passt, Trama-Elemente breit passt, Makroskopie (wenig Velum universale) passt, Erscheinungszeit passt... für mich typische Tubaria hiemalis. Jedenfalls entspricht das dem, was ich als Tubaria hiemalis anspreche.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Christoph!


    Dann werde ich deiner Einschätzung gerne folgen. :thumbup:
    Danke für's ausführliche Untersuchen dieser Kollektion. Und in dem Fall könnte ich durchaus auch wass mit der Trennung dieser zwei Taxa anfangen, bisher erschien mir das doch so ein wenig willkürlich.
    Doch auch wenn meine Sporenmessungen etwas kleiner ausfielen und ich solche kopfigen Zystiden zwar gesehen, aber nicht auf Länge einer Lamellenschneide mal verfolgt habe, finde ich ja auch die Makroskopie so deutlich abweichend von meinen bisherigen Funden von Tubaria furfuracea.
    Spannend, und auf jeden Fall hilfreich für mich, um in der Zukunft besser einschätzen zu können, auf was es sich zu achten lohnt.



    LG, Pablo.