Giftigkeit von Grünen Walnüssen für Hunde bei Befall mit Penicillium crustosum

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  • Im Internet gehen Warnungen herum, man solle Hunde nicht mit grünen Walnüssen spielen lassen, weil deren Schale mit Penicilium crustosum befalen sein könnte, Als PSV und Chemiker interessiert mich das natürlich und ich habe das mal gegoogelt, finde dazu aber nichts konkretes, bis auf zwei Fälle aus Neuseeland und Kalifornien, wo Hunde neurotoxische Erscheinungen hatten, demnächst sie draußen verschimmelte Walnüsse gefressen hatten, sowie einen Artiikel , bei dem es um mehrere Fälle von Vergiftung mit Roquefortin und Penitrem ging, wobei als Ursache verschimmeltes Hundefutter, verrotte Äpfel und teils unklare Gründe angegeben wurden. Ein weiterer Artikel beschreibt verschimmelten Reis, mit dem sich Hunde vergiftet hatten. Eine Beispiele (nur Abstracts) habe ich angehängt.


    Einen Fall, bei dem sich Hunde in Mitteleuropa draußen mit Walnüssen vergiftet hätten, konnte ich nicht finden. Ist hier jemandem dazu was seriöses bekannt?



    Ich habe die gleiche Anfrage auch an den Toxikologen der Deutschen Gesellschaft für Mykologie geschickt und an die Giftinformationszentrale Mainz geschickt.


    Besten Dank und viele Grüße


    Hagen Graebner


    Poisoning of dogs with tremorgenic Penicillium toxins. - PubMed - NCBI

    Tremorgenic mycotoxicosis in four dogs from a single household. - PubMed - NCBI


    Tremorgenic neuromycotoxicosis in 2 dogs ascribed to the ingestion of penitrem A and possibly roquefortine in rice contaminated with Penicillium cr... - PubMed - NCBI


    Tremorgenic mycotoxicosis in dogs. - PubMed - NCBI

  • Hallo Hagen,


    spannende Frage. Als Hundebesitzer bin ich gespannt, ob Du hier Infos bekommst.


    Wichtig wäre dann aber auch Folgendes:


    Gilt das Ganze nur für die neuheimische Walnuss, oder auch für andere Juglans-Arten, wie die bisweilen forstlich genutzte Amerikanische Schwarznuss?


    Sind die Toxine in der grünen Fruchtschicht, der Nußschale, oder im der Nuss selbst zu finden?


    Grundsätzlich halte ich Hunde von allem fern, was exzessiv gefressen oder bespielt wird.


    Wenn Du fündig wirst, bitte Recherchergebnisse hier einstellen.



    Grüßle

    RudiS

  • Ich bin Euch ja noch schuldig, was da rauskam: Ich habe im Oktober folgende Antwort von Professor Berndt bekommen:


    Die relevante Literatur zum Theme haben Sie ja zitiert: Berichtet wurden mehrere Vergiftung von Hunden nach Verzehr verschimmelter Nahrungsmittel, auch von Walnüssen.


    Als Ursache der Vergiftungen mit neurologischer Symptomatik (Koordinationsstörungen, Tremor, Krampfanfälle) wurde Penicillium crustosum nachgewiesen oder vermutet. P. crustosum kann wesentlicher Anteil des Schimmels fettreicher Lebensmittel sein, so auch des verschimmelten Fruchtfleisches (Samen) von Walnüssen.


    Die grüne fleischige, Gerbstoff reiche Umhüllung der Nüsse dürfte nur dann von Spuren der relevanten Neurotoxine kontaminiert sein, wenn die verschimmelten Nüsse aufgeplatz sind und die Toxine auf (und in?) die Außenschale gelangen.



    In der Arbeit von A. Moldes - Anaya et al. in Toxicon (2012) ist die geringste tremorigene Dosis für das von P. crustosum produzierte Neurotoxin Penitrem A für die Maus mit 0,5mg/Kg KG angegeben. 8 mg/Kg KG verursachte Tremor und Krampfanfälle.


    Vom Penitrem-Analogon Thomitrem A wurde die 16-fach höhere Dosis benötigt um Tremor zu induzieren, Thomitrem E blieb wirkungslos.


    Mittels Draft Guidelines der FDA kann (überschlagsmäßig) die benötigte tremorigene Dosis für einen z.B. 10 Kg schweren Hund berechnet werden: Diese liegt ca. 6,7 fach höher als die "Mäusedosis"!


    Um einen Hund zu vergiften müßte man ihm eine größere Menge verschimmelten Fruchtfleisches zum Fressen geben. Das Spielen oder auch Beißen des Hundes auf die grünen, nicht verschimmelten Nüsse dürfte folgenlos bleiben


    Dosis facit venenum!

  • Hallo Hagen,


    danke für die Darstellung Deiner Recherche-Ergebnisse.


    Unabhängig von der o.g. Thematik mit Neurotoxinen, kann ich mir durchaus Vorstellen, daß ein Zuviel an Gerbstoffen Folgen haben kann. Intensives Kauen (wahrscheinlich relativ häufig) oder Fressen (selten) der grünen Schalen von Juglans-Arten, könnte schon auch zu Magenverstimmung und Durchfall führen. Beim Menschen, wie auch beim Hund.


    Meiner Erfahrung nach, fressen erwachsene Hunde allerdings sehr selten Dinge, die sie nicht vertragen. Es sei denn, man nötigt ihnen untaugliches Futter auf.


    Grüßle

    RudiS