Physarum bitectum - ein Portrait

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 6.748 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kuschel.

  • Liebe Pilzgemeinde,


    trotzt des unschönen Wetters gibt es auch in dieser Jahreszeit Myxos. Am letzten Samstag habe ich in einer Bachniederung bei uns in der Nähe folgenden Schleimi gefunden:


    Physarum bitectum

    Vollständiger Name: Physarum bitectum G. Lister. In Lister: Mycet. Ed. 2. 78; 1911



    Synonyme:



    Bei der folgenden Beschreibung halte ich mich im Wesentlichen an Baumann, et. al. [1]


    Ethymologie des Namens:
    Physarum [physa, gr. Blase] bitectum [bi-, lat. zwei, doppelt; tectus, lat. bedeckt, überzogen]

    Plasmodiocarpien: kurz wurmförmig, leicht gekrümmt, bis 6 mm lang, bis 1 mm breit du hoch, manchmal reihig das Substrat entlang wachsend.


    Sporocarpien:
    kugelig auf verschmälerter Basis, 0,5-1mm Ø, in lockeren Gruppen, seltener.

    Peridie
    : doppelt (daher der Artname), äußere Schicht oben weiß bis hellgrau, nach unten dunkler, runzelig und unregelmäßig abblätternd, mit Kalk besetzt.
    innere Schicht grau bis blassbraun mit lila bis rosa Beiton


    Columella:
    fehlend

    Capillitium: weiße Kalkknoten unregelmäßiger Form durch hyaline Fäden verbunden.

    Sporen: Braun bis dunkelbraun, rund, mit mehr oder weniger markanten, unregelmässig angeordneten Stacheln, auf der Seite des späteren Öffnung heller (Erkennungsmerkmal!), 10-14 µm Ø.

    Plasmodium: Weiß.


    Vorkommen: Bei uns vereinzelt vorkommend mit Haupterscheinen in September –“ November. Fruktifiziert meist an Bachrändern, insbesondere an toten Blättern, Ästchen, Gras.

    Die hier vorgestellte Aufsammlung wurde am 14.02.15 auf Moos und auf einem Ästchen in einer Bachniederung nahe Kaiserslautern gefunden.

    Verwechslung: Makroskopisch mit P. bivalve verwechselbar, diese Art öffnet sich aber schlitzartig entlang der Oberkante der Fruktifikation und hat kleinere, weniger deutlich skulturierte Sporen ohne helleren Bereich.

     





    Hier hat es nicht mehr zum Auflagern von Kalk gelangt. Mit der runzligen Peridie sieht das fast wie eine Licea aus, aber wenn man einen Sporocarp aufmacht, sieht man das typische Capillitium.




    Capillitium mit Kalkknoten und dünnen Verbindungsfäden.




    Kalkknoten aus globulärem Kalk mit hyalinen Verbindungen




    Sporen bei 1000 x. Deutlich sind die Warzen zu erkennen und dass die eine Seite heller ist.



    [1] Hermann Neubert, Wolfgang Nowotny, Karlheinz Baumann, Heidi Marx: Die Myxomyceten Deutschlands und des angrenzenden Alpenraumes unter besonderer Berücksichtigung Österreichs. Bd. 1–“3, Karlheinz Baumann Verlag, Gomaringen 1995

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bernd!


    Toll, da isser ja. :)
    Schöne Präsentation. Ich hatte mich schon etwas geärgert, daß ich nicht wenigstens ein paar Makroaufnahmen gemacht hatte. Aber nun ist er hier zu bewundern, das ist mehr als ausreichend. :thumbup:



    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Das ist ja das Tolle: Wenn ich alleine unterwegs bin, dann begegnen mir so viele Sachen, kann ich ja nie und nimmer alles bearbeiten. Wenn dann Spezialisten mit unterwegs sind (so wie du) und man entsprechende Funde weitergeben kann, macht auch das Gucken gleich viel mehr Spaß.



    LG, Pablo.

  • Hallo Bernd,
    sehr schöne Vorstellung von Ph. bitectum.
    Die Art kommt bei uns wesentlich seltener vor als Physarum bivalve. Das Vorkommen jetzt im Winter finde ich ja bemerkenswert.
    Hängt sicher mit dem milden Winter zusammen.
    Viele Grüße
    Ulla

  • Hallo liebe Pilzler,


    nachdem ich nach einer gezwungenen Auszeit jetzt wieder etwas mitmachen kann
    und mir bei der Eröffnung des Forums gleich so ein tolles Portrait entgegenstrahlt
    schaut die Welt schon wieder etwas freundlicher aus.


    Einfach super.
    Geniale Bilder. :thumbup:


    PS: Finde auch die Neugestaltung des Forums sehr ordentlich.


    Jetzt braucht nur das Wetter noch mitzuspielen und der Hans ist auch wieder unterwegs :)


    Einstweilen lese ich mich so durch was hier alles stattgefunden hat.


    Bis die Tage


    LG Hans

    Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.


    Johann Wolfgang von Goethe


    Derzeitige PC 100 - 2 - 2 - 6 = 90 (23.10.14) :(

  • Tolles Portrait, Bernd!
    Wunderbar geschrieben und fotografiert, sowas schau ich mir gerne an, auch wenn Myxos für mich wohl ewig ein Buch mit sieben Siegeln bleiben werden.


    Auch schön, dass du wieder hier dabei bist, Hans!
    Hatte dich schon vermisst.



    Jetzt braucht nur das Wetter noch mitzuspielen und der Hans ist auch wieder unterwegs :)


    Hansdampf in allen Gassen sozusagen! :D


    LG Nobi

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    Chips: 72

  • Vielen Dank für Eure lieben Kommentare.
    Diese Bachniederung ist nur wenige Fahrminuten von uns zuhause, da werde ich jetzt regelmässig nach Myxos Ausschau halten.


    Nobi, Deine Minis sind für mich eher Unbekannte, aber ich finde es toll, wie Du sie in Scene setzen kannst und warte immer gespannt auf Neuigkeiten aus der "Ködel-Fraktion" ;)
    Liebe Grüße an Deine bessere Hälfte,
    Bernd

  • Hallo Kuschel,
    danke für dein Interesse.
    Das Bestimmen und Fotografieren hat ca. 1 Std gedauert, dazu kommt ungefähr 30 min für die Bildbearbeitung und 45 min für das Erstellen des Beitrags. Ich schreibe das ganze erst in Word und kopiere dann blockweise in den Editor.
    Aber das sind alles Schätzwerte, ich glaube, so genau schaut keiner auf die Uhr, wenn ihn ein Thema wirklich interessiert.
    LG,
    Bernd