Orbilia?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 5.522 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Leute!


    Gestern nachmittag ging's noch ein bissel raus in den Wald, und zwar in die Viernheimer Heide, also hauptsächlich Kifern, aber immer mal wieder auch Stücke mit mehr Buchen und Eichen dazwischen, jedenfalls an der Stelle, um die es jetzt geht. Da stehen einige Rotbuchen um eine feuchte Senke herum, an deren Rand einiges Totholz in unterschiedlichen Vermorschungszuständen liegt.
    Ein dünner, optimalmorscher Laubholzast lag teils in Laubstreu eingebettet am Rand der Senke. Unterseits bedeckt mit etlichen, gar nicht mal so kleinen Bechern. Die sind sehr flach, dünnfleischig, hyalin weißlich bis ockergelblich.
    Echte Stiele sind da nicht, aber eine etwas verdickte Ansatzstelle, so etwa wie ein Scheinstiel bei einem Bovist.




    Mit KOH gibt's keine Reaktion. Haare an den Rändern sind nicht zu entdecken, aber so ganz glatt ist das auch nicht. Ein bisschen wellig gezahnt vielleicht auch nur. Mikroskopisch finde ich auch mal wieder nichts, wenn ich ein ganzes Becherchen überkopf unters Deckgläschen lege, sieht der Rand so aus:

    Nur an zwei - drei Stellen fand ich seltsame Auswüchse, wie Hyphen, an deren Enden jamend kleine Murmeln geklebt hat:

    Die können ja aber auch von anderswo reingerutscht sein.


    Jedenfalls sind die Innereien extrem winzig. Erst dachte ich, einen Basidiomycet erwischt zu haben, mit etwas Gequetsche zeigten sich dann aber doch sowas wie Palisaden von Asci:

    Da scheint jemand apikal eine Plane drübergemacht zu haben:

    Exsudatschicht?
    Paraphysen kann ich jedenfalls bei dieser Winzigkeit des Seins nicht ausmachen.


    Die Sporen allerdings sehen putzig aus:
    Die meisten sind gerade, nur selten schwach gekrümmt. Und die sind jetzt doch dünner als 1,5 µm, würde ich mal sagen.


    Wegen der Form, der Durchsichtigkeit und den winzigen Strukturen + Exsudat + Sporenform denke ich irgendwie so vage an ein Knopfbecherchen (Orbilia).
    Mehr geht wahrscheinlich nicht, oder?



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Danke, Gábor! :thumbup:


    Das passt wirklich sehr gut.
    Einen kernpilz hast du ja auch noch dabei. Rhuzenia / Lasiosphaeria spermoides?
    Und eine besondere Strafe, das stimmt auch irgendwie. Obwohl ich bei meinem Material und den Fähigkeiten ohnehin nicht viel erwarte. Immerhin habe ich Asci uns Sporen gefunden, das ist schon mal was.
    Ingo W hat die Art auch mal >hier portraitiert<. Und schreibt so ziemlich das Gleiche, von wegen "undankbar winzigen Innereien". ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    ich kann jetzt natürlich nicht sagen, ob das nicht doch eine andere Hyalorbilia ist mit marginal abweichenden Mikromerkmalen, da ich bislang nur diese eine Art hatte, dafür aber ziemlich häufig.
    Ehrlich gesagt muss ich aber auch sagen, dass ich kein großer Freund von neu beschriebenen Arten bin, bei denen ich selbst mit mikroskopischen Merkmalen irgend eine statistische Auswertung der gemessenen Sporenquotienten als einziges signifikantes Merkmal heranziehen muss, weil die anderen neu beschriebenen Merkmale sich dann am Ende als doch nicht konstant genug herausstellen.


    LG, Gábor

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gabor!


    Zumindest mit so großen Fruchtkörpern habe ich jetzt nichts Vergleichbares gefunden. Was auch nicht viel heißen muss. Aber ich denke, wenn es da was auszusetzen gäbe, hätte Ingo W sicher schon protestiert. ;)


    Ansonsten stimme ich dir zu: Ich sehe das auch skeptisch, Arten aufgrund inkonstanter Merkmale trennen zu wollen. Ebenso skeptisch bin ich dann auch gegenüber der Argument, daß ja auch fast drei Aufsammlungen sequenziert wurden.
    Aber das ist ein Streitthema für Spezialisten. Zur Not klebe ich mein "s.l." hinten dran, dann ist alles wieder im Lot. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Aber ich denke, wenn es da was auszusetzen gäbe, hätte Ingo W sicher schon protestiert.


    Ja, manchmal sind Beiträge auch so schnell verschwunden, dass ich sie gar nicht sehe.
    Bin da erst jetzt drüber gestolpert.


    Also, ich denke schon, dass Gabor hier recht hat mit Hyalorbilia inflatula (Schüsselförmiges Hyalin-Knopfbecherchen).
    1. ist die Art recht stark verbreitet,
    2. passen die Fundumstände mit liegendem Holz, optimalmorsch
    3. passt die Größe und die Farbbeschreibung


    Beim letzten Punkt ist das Wichtige, dass du noch ein paar Ockerbräunliche gefunden hast, denn die Originalfarbe mit Licht, die ist ja so:
    http://asco-sonneberg.de/pages…ula-090812-01xsj33801.php


    Bei Kollektionen, die ganz weiß sind, muss man dann schon wieder mit solchen Orbilien rechnen:
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=17641&position=17


    Und das ist ja nur die Spitze des Eisbergs.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Dann ist es ja gut, daß du doch noch hier her gefunden hast.
    Das Gute ist: Ich habe mir den vermeintlich "hübschesten" Teil der Kollektion rausgepickt. Also möglichst große, reife, aber unversehrte Becher. In der Tat gab es an dem Ast schon noch einige mehr mit irgendwie diffus ockerbräunlicher Tönung. ;)



    LG, Pablo.