Es lebe der Buntsandstein!

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.041 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von JanMen.

  • Nach einer sehr schönen und spannenden Samstäglichen Exkursion auf Kalk fuhren wir am vergangenen Sonntag einige Kilometer weiter aufs Land um uns ein neues Gebiet zu erschließen. Am Schloss Hummelshain, gar nicht weit entfernt von Jena, stehen Nadel- und Mischwälder auf Buntsandstein und versprechen dadurch ganz andere Funde als das "verkalkte" Jena. Um es vorweg zu nehmen: dem war so! Aber ich will nicht zuviel verraten ;)


    Zu Beginn ging es zunächst einige Meter durch einen Laubwald.


    Wir wurden Bereits am Waldrand von eine stattlichen Anzahl Fälblinge begrüßt. Es gab also Pilze, soweit so schön.



    Gleich daneben wuchs diese kleinen Kerlchen auf einer Wiese. Der büschelige Wuchs lies mich in Richtung Brauner Büschelrasling denken (die ich aber bisher noch nie in der Hand hatte)



    Gar nicht weit entfernt eine Netzhexe. Nanu - wir wollten doch extra dem Kalk entkommen?



    Auch hier war der Tränende Saumpilz zumindest unter Laubbäumen ein Massenpilz.



    Weichritterlinge Hier Brauner Büschelraslinge die sich als Weichritterlinge tarnen..



    An einen kleinen künstlich aufgeschütteten Hügel mit einem Gebäude der Wasserwirtschaft gab es Stadtchampignons. Hier waren wenig Hundebesuche zu erwarten, wir namen sie mit.



    Dann lachten uns schon die ersten Steinpilze an!




    Ein kleiner Milchling stellte sich miutig in den Weg und wurde sogleich zur Bestimmung mitgenommen. Die Hut war ordentlich schleimig und die Milch färbte sich nach wenigen Minuten lila. Er wurde als Lactarius luridus  uvidus bestimmt.



    Wie gesäht fanden wir den Schopftintling, mit dem wir gerne unseren Korb füllten.



    Der Blasse Birkenmilchling stand brav an einer Birke.



    Sein Nachbar war dieser Birkenpilz Wollstielige Raufuß.



    An einem kleinen Hang fanden wir eine nicht kleine Zahl von diesen (Gilbenden?) Erdritterlingen mit mehligem Geruch.



    Ich habe keine Idee was für eine Tintlings-Art dies sein könnte - aber so hübsch wie sie da standen haben sie gleich mein Herz erobert.



    Dann stießen wir auf einen Pilz bei dem ich zunächst einige Sekunden nachdenken musste bevor ich ihn einsortieren konnte: der Rosenrote Schmierling - Erstfund!



    Er war häufiger anzutreffen - und immer von einer riesigen Horde kleiner gelber Schleimer umzingelt: Kuhröhrling. Wenn wir diese hätten sammeln wollen hätten wir wohl einen LKW benötigt - der Kiefern-Fichten-Wald war wirklich voll davon.



    Beim Knipsen der Kuhröhrlinge warf sich ein anderer Pilz ins Bild. Irgendwie kam mir dieser bekannt vor..?!



    Den musste ich unbedingt genauer anschauen. Erst ein Detail von oben - und eine leise Ahnung überkam mich. Der Blick von unten hat es dann bestätigt - mein erster Ohrlöffelstacheling!




    Fliegenpilze durften natürlich nicht fehlen: Zunächst ganz kleine..



    ..dann schon etwas größere..



    .. und schließlich auch welche die sich als ganz offensichtlich als Speitäubling tarnen wollten. :D



    Auch im Nadelwald gab es unzälige Fälblinge. Die gleiche, oder eine andere Art?



    Im Nadelwald können nicht nur die Nadeln stacheln sondern auch die Pilze.. 8|



    Dieser mutmaßliche Schleierling hatte lilaliches wässriges Fleisch und einen unspezifischen Geruch. Er stand bei Kiefer/Fichte im Nadelstreu.



    Flocki durfte natürlich auch nicht fehlen.



    Und Perlpiltze ebenso nicht. Es gab nicht viele von ihnen - aber jene die wir fanden waren tip top in Schuss und hatten sich sehr erfolgreich vor den Maden versteckt.



    Lila Lacktrichterlinge sind jetzt nicht gerade spekatulär - aber mit ihrer schönen Farbe im grünen Moos immer wieder eine Augenweide.



    Dieser mutmaßliche Risspilz blieb unbestimmt.



    ..ebenso wie diese Schleierlinge die ich (ohne wirklich Ahnung davon zu haben) mal als Gürtelfüße ansprechen würde.




    Zum Abschluss unserer Tour schauten wir nochmal im recht verwilderten Schlosspark vorbei und machten noch einige letzte Funde. Bspw. dieses niedliche Pärchen hier:



    Oder diese sehr hübsch anzusehenden (gesähten?) Tintlinge:



    Dann noch ein faustdicke Überraschung auf einer Wiese. Riesige Pilze, bereits von anderen Spaziergängern ausgerupft lagen im Schatten eines Baumes. Ich wusste sie erst nicht einzusortieren. Dann ein Schnitt durch einen der jungen fast kugeligen Fruchkörper - und eine exorbitante Welle marzipanenen Geruchs schwappte zu mir herüber. Ist er es etwas - der Riesenchampignon?! Es wäre ein weiterer Erstfund :cool:



    Zum Abschluss fanden wir noch einen Pilz (er hatte sich scheu unter einen Baum geduckt) den ich gar nicht einsortieren konnte. Nach etwas Recherche würde ich ihn als Deutziana ruber ansprechen. ;)




    Das war er auch schon - unser beschaulicher und überaus erfolgreicher Sonntagsausflug. Wir werden ab nun wohl öfter dort vorbei schauen - es ist ein tolles Gebiet! Leider blieben einige Rückenschmerzen nicht aus - der Pilzkorb war einfach zu schwer :D




    P.S.: im direkten Anschluss erfolgte übrigens gleich die Feuertaufe unseres frisch angeschafften Stöcklis.. :cool:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    hübsche Funde :thumbup: Der erste Ohrlöffel ist doch immer wieder was feines.


    Lyophyllum decastes (Brauner Rasling) passt und der Tintling sollte Coprinopsis lagopus (Hasenpfote oder eine Nachbarart) sein.


    Zu deinem Lactarius luridus: zu dieser Diskussion haben einige auf der DGfM-Tagung in Bernried einiges gesagt. Wenn ich dem Wiki-Artikeln glauben kann sollte dein Fund eher Lactarius uvidus heißen, weil dein Fund einen scheimigen Hut hat und das L. luridus nicht kann.


    l.g.
    Stefan


    P.S. Dein A. augustus sieht auch ganz gut aus; einen Marzipangeruch hast du ja schon festgestellt. ;)

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    Einmal editiert, zuletzt von Climbingfreak ()

  • Hallo Thomas,
    ich habe dein PN gelesen. Also, dann schauen wir mal bis Freitag.
    Jetzt zu diesen Funden: deine Weichritterlinge sind wahrscheinlich ebenfalls Büschelraslinge - halt in ausgewachsenem Zustand. Den violetten Schleierling könntest du mit Cortinarius malachius vergleichen, den ersten der gezeigten Birkenpilze mit Leccinum cyanobasileucum/brunneogriseolum, und der "Gilbende" Erdritterling mit Mehlgeruch gilbt ja gar nicht, und hat auch eine nur wenig schuppige, dafür ziemlich filzige Hutoberfläche. Ich würde T. argyraceum für wahrscheinlicher halten als den gilbenden T. scalpturatum.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

    • Offizieller Beitrag


    und der "Gilbende" Erdritterling mit Mehlgeruch gilbt ja gar nicht, und hat auch eine nur wenig schuppige, dafür ziemlich filzige Hutoberfläche. Ich würde T. argyraceum für wahrscheinlicher halten als den gilbenden T. scalpturatum.
    FG
    Oehrling


    Hi,


    sollten nicht alle 3 Vertreter aus der Gruppe gilben; auch T. inocybeoides?


    l.g.
    Stefan


  • Die "Gilbenden" riechen sehr wohl nach Mehl. Hier ein Artikel zu dem Artenkomplex:
    http://www.dgfm-ev.de/sites/default/files/ZM682183Gubitz.pdf


    Beste Grüße
    Harald

  • Danke für Eure Kommentare. Die als Weichritterlinge getarnten Büschelraslinge verusche ich mir mal einzuprägen. Wie kann ich die im Feld voneinander abgrenzen? Deutet der büschelige Wuchs unweigerlich auf die Raslinge hin?



    [..] und der "Gilbende" Erdritterling mit Mehlgeruch gilbt ja gar nicht, und hat auch eine nur wenig schuppige, dafür ziemlich filzige Hutoberfläche. Ich würde T. argyraceum für wahrscheinlicher halten als den gilbenden T. scalpturatum.


    Ich habe mich noch nicht allzu intensiv mit den Erdritterlingen befasst. Ein Großteil der Arten hat meines Wissens nach graue Hutfarben (sehen wir mal von Frost-geschädigten T. terreum ab). Die einzige Art mit warmen bräunlichen Farben war mir als Gilbender Erdritterling bekannt. Die Website 123pilze unterscheidet übrigens nicht zwischen T. argyraceum und T. scalpturatum. Ich hatte bereits häufiger braune Erdritterlinge in der Hand, konnte aber das Gilben nie beobachten. Meine Hypothese des Gilbenden Erdritterlings fußte also auf sehr wackeligem Boden :shy:


    Ich hab mir vor einigen Wochen "The Genus Tricholoma" von Morten Christensen & Jacob Heilmann-Clausen gekauft (tolles Buch übrigens!), ich werde mich mal dort etwas einlesen. Das verlinkte Dokument ist sehr spannend, danke dafür!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!


    Na da kann man ja nur herzliches Beineid zu den famosen Funden aussprechen. ;)
    Zu den Erdritterlingen muss ich ja nun nichts mehr sagen, aber den Birkenpilz kannst du mit Wollstieliger Raufuß (Leccinum cyaneobasileucum = Leccinum brunneogriseolum) bezeichnen. Die Tintlinge nach den Ritterlingen sollten Hasenpfoten (Coprinopsis lagopus) oder eine nahe verwandte Art sein. Wenn recht groß und auf Holzhäcksel gewachsen sollte es aber schon die Art selbst sein.
    Die Fälblinge können, müssen aber nicht die selbe Art sein. Aber wenn beide spätestens beim Reiben doll rettichartig rochen und den ominösen "Zapfen" im Schnitt zeigen, dann wäre für beide wohl Hebeloma crustiliniforme (Tonblasser Fälbling) eine heiße Spur.
    Gesäte Tintlinge (Coprinopsis disseminatus) ist auch richtig, die Setae auf den Hüten sind bei deinem Bild gut zu erkennen.



    LG, Pablo.


  • Zu deinem Lactarius luridus: zu dieser Diskussion haben einige auf der DGfM-Tagung in Bernried einiges gesagt. Wenn ich dem Wiki-Artikeln glauben kann sollte dein Fund eher Lactarius uvidus heißen, weil dein Fund einen scheimigen Hut hat und das L. luridus nicht kann.


    Hallo Stefan,


    danke für den Hinweis. Da bin ich wohl beim Schlüsseln ("British Milkcaps" von G.Kibby) falsch abgebogen. Ich habe den - zugegeben sehr kleinen - Hut als klar zoniert wahrgenommen und kam daher beim L. luridus heraus (wear aber mit diesem Ergebnis auch nur mäßig zufrieden). Hätte ich mich intensiver an die Schleimigkeit des Huts gehalten (als der Hut trocken war fühlte man immernoch eine intensive Speckigkeit) und "..in general not zonate.." ignoriert dann wäre ich bei L. uvidus gelandet. Die Fotos die Kibby im Buch hat zeigen allerdings einen völlig unzonierten Hut wobei mein Pilz ganz klar mehr oder weniger konzentrische Punkte hat.


    Fazit: alles nicht so einfach. Aber ich freue mich immer wieder über die Milchlinge als Gattung weil man makroskopisch sehr weit kommt ;)


  • Die Website 123pilze unterscheidet übrigens nicht zwischen T. argyraceum und T. scalpturatum. Ich hatte bereits häufiger braune Erdritterlinge in der Hand, konnte aber das Gilben nie beobachten.


    123pilze ist beileibe nicht das Maß der Dinge, um es mal vorsichtig auszudrücken. In solchen Fragen schaut man im Species Fungorum oder in der MycoBank.


    Gilben tun die Teile übrigens erst wenn sie schon älter sind und anfangen in den Gammelzustand überzugehen.


    Beste Grüße
    Harald


  • 123pilze ist beileibe nicht das Maß der Dinge, um es mal vorsichtig auszudrücken. In solchen Fragen schaut man im Species Fungorum oder in der MycoBank.


    Hallo Harald,


    der Hinweis ist ohne Frage berechtigt. 123pilze ist beileibe keine Instanz - aber für den Anfänger (der ich noch vor wenigen Jahren war) ist es ein gut bedienbares und artenreiches "digitales Bestimmungsbuch". Insbesondere mit der App habe ich sehr viel gearbeitet - oft auch nur um zum lateinischen schnell den deutschen Namen finden zu können. Je tiefer ich in die Pilzwelt einsteige desto mehr bemerke ich aber die Mängel dieser "Datenbank" - aber für diesen Zweck war/ist sie wohl auch nie bestimmt gewesen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Eine sehr schöne Zusammenstellung von interessanten Funden! Und natürlich auch guten Hunger gehabt zu haben. :) Das I-Tüpfelchen wäre in dem Fall wohl ein Bilder der violett verfärbten Milch gewesen (da spricht der Neid!).


    LG, Jan-Arne

                                                                               
    Im Forum gibt es keine Verzehrfreigaben, nur Hilfestellungen zu eigenständigen Vergleichen!


    Ich habe eine kleine Homepage gebastelt, auf der ich Tiere und Pilze in Kurzportraits zeige.

    Einmal editiert, zuletzt von JanMen ()