Brätling (jetzt) und ähnliche Konsorten von 2015

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 3.475 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo,
    am Sonntag habe ich bei Buchen auf Kalk (Hochrhein 450 m) einen intensiv gefärbten, leider älteren und von Schnecken angefressenen Milchling (allerdings nicht madig) gefunden, den ich für den Brätling halte (Lactarius volemus (Fr.) Fr.).
    Vom Äußeren würde man es nicht unbedingt vermuten, der Pilz war nicht ganz so groß und kräftig wie allgemein beschrieben (ca. 6 cm) schon völlig ausgebreitet und die als typisch beschriebene samtige Oberfläche war nicht mehr so eindeutig erkennbar.
    (Kleinere und/oder blassere Varianten soll es lt. Gröger aber geben.)
    Theoretisch wären auch Pilze aus der L. mitissimus-Ecke auf Kalboden (s.u.) denkbar.


    Aber folgende Unterschiede machte ich "dingfest":
    Milch bei Verletzung relativ reichlich, erst weiß, beim Antrocknen bräunend und deutlich klebrig (auch Reste an den Fingern)
    Fruchtkörper und Lamellen bei Berührung deutlich bräunend (erst rot-braun, dann dunkler),
    Deutlich wahrnehmbarer Geruch, erst "topinambur-artig" (frisch, leicht süßlich angenehm, doch mit seltsam erdiger bis traniger Komponente), alt deutlich fischig (auch die Finger, die mit der Milch in Berührung kamen)
    Geschmack bleibend mild (hier kein deutlicher Unterschied zu ähnlichen Pilzen)


    Mit Eisensulfatstein bestrichen sofortige starke Reaktion in grün, nachdunkelnd auf dunkelgrau-grün.
    Gibt es noch weitere Milchlinge, die diese Reaktion mit Eisensulfat zeigen (da bin ich nicht sicher....)?




    Der Pilz (Nr.1) im Bild, Lactarius cf. volemus
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    d doch nicht am Folgetag, sondern 3 Std. später, noch mal verletzt, dann eingetrocknet (30 Min), dann Eisensulfat

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    Zum Vergleich habe ich noch ein paar Bilder von ähnlichen Arten hervor gesucht (alle von KALKBÖDEN)
    (vom Herbst 2015, später im Jahr, September bis November)


    Nr.2
    Relativ häufig sehe ich den, den ich als Lactarius cf. subdulcis (Pers.) Gray, Brauner Buchen-Milchling, Süßlicher Milchling ablege (Hochrhein, Kalk, Buchen 300-500 m),
    Dieser Pilz ist kleiner, oft nur 3-4 cm, dünnerer Stiel, weniger festes Fleisch, nicht so intensiv gefärbt, eher bräunlich mit ein bisschen Orange, etwas hygrophan, oft ausbleichend, dann mit hellerem leicht welligen Rand.
    Milch weiß, bleibend weiß
    Geruch nichtssagend (leicht süßlich, soll in Richtung "Blattwanze" gehen - aber so deutlich habe ich das noch nie gerochen)
    Geschmack meist mild, meist bleibend mild - eine Fundstrecke hatte ich im letzten Jahr mit deutlich bitteren Pilzen (die mehr Terpene enthielten wahrscheinlich).




    Nr. 2 vom September 2015, Lactarius cf. subdulcis



    Nr.3 (alte Bilder von 2013, etwas suboptimal)
    Dann fand ich auch schon häufiger - immer unten Fichten u. Tannen auf Kalk - einen sehr kleinen Milchling (ca. 3 cm) , intensiver gefärbt, deutlich dunkel-orange der Hut, relativ einheitlich gefärbt, auch der Stiel ziemlich leuchtend orange, keine deutlichen Verfärbungen, nicht hygrophan
    Milch weiß, bleibend weiß
    Geruch nichtssagend, leicht süßlich, Geschmack bei Kostprobe bisher immer mild.


    Da geht dann schon die Begriffsverwirrung los, ich orientiere mich im Weiteren immer an Gröger
    ... im Web werden nachfolgende Pilze teilweise doch synonymisiert
    ... und vieles ist wohl auch unklar (und Mikromerkmale habe ich natürlich nicht).
    Den habe ich Lactarius cf. aurantiacus (Pers.:Fr.)Gray genannt
    (= L. mittissimus ss. Neuhoff = L. aurantiofulvus Blum ex Bon),
    Milder Milchling, Orangeroter Milchling


    Nr. 3 Bilder Lactarius cf. aurantiacus
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    Nr. 4 ist nach herrschender Meinung der gleiche Pilz wie Nr. 3.
    Gröger trennt die beiden Arten, auch mir erschien er jedenfalls bei meinem bisher einzigen Fund (allerdings viele Pilze an einem Fleck) optisch anders.



    Nr. 4
    Die Pilze fand ich im Oktober 2015 unter Birken auf Kalk (und nur unter Birken).
    Sie waren größer (bis 6 cm) als die unter Nadelbäumen gefundenen, deutlich festfleischiger, die Stiele länger und "bauchiger", sehr leuchtende klare, samtig matte orange Hutfarbe (mit hellerem Rand).
    Geruch nichtssagend, leicht süßlich Kostprobe mild
    Milch weiß, bleibend weiß


    Wenn man die Nr. 3 und 4 auf Artrang trennen würde
    (auch wg.Vorkommen Nadelwald auf Kalk bei 3 und unter Birken auf Kalk bei 4),[/b]
    dann wäre das lt. Gröger Lactarius cf. mitissimus (Fr.:Fr.) Fr.


    Im Bon wahrscheinlich beide (Nr.3+4) unter "Orangebrauner Milchling, Lactarius aurantiofulvus Blum ex. Bon.
    Im Gerhard wahrscheinlich beide (Nr.3+4) unter Lactarius mitissimus (Fr.:Fr.) Fr. wobei da gesagt wird, dass die Laubwaldart vom Geschmack her auch bitter-scharf sein könnte.
    Vielleicht ist der Geschmack wirklich nicht konstant, sondern abhängig von der Menge der Terpene (würden harzigen Geschmack verursachen). Ich vermute aus bisherigen Funden, dass der Geschmack bei all diesen weißmilchenden orange-rötlichen Pilze eines Tages vom gleichen Fundort ungefähr gleich ist.)
    Im Laux beide unter "Milder Orange-Milchling" Lactarius mitissimus (Fr.:Fr.) Fr. = Lactarius aurantiofulvus Blum ex. Bon. = Lactarius aurantiacus (Per.:Fr.)


    Bei Index Fungorum ist Lactarius mitissimus (Fr.:Fr.) Fr. ein Synonym für Lactarius aurantiacus (Pers.:Fr.)Gray (siehe oben)
    Bei Mycobank ist Lactarius mitissimus (Fr.:Fr.) Fr. ein gültiger Name (und Lactarius aurantiacus var. mitissimus (Fr.) J.E. Lange ein Synonym dafür).


    Wie auch immer: die "Namenlosen" (oder die "Vielnamigen") habe ich gegessen:
    sie waren mild, aber aromatisch-würzig, "reizkerhaft", für mich kein minderwertiger Pilz, eher im Gegenteil - super lecker!!
    :plate: :yumyum:


    Bilder Nr. 4 Lactarius cf. mitissimus (Lactarius cf. aurantiacus var. mitissimus)
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    Nr.5
    Und dann habe ich noch eine Grüppchen ... vom November 2015...
    gefunden auf Friedhofsrasen, auf Kalk, in nächster Nähe eine Kiefer, etwas weiter 2 große Buchen.
    Tja....
    Ziemlich festfleischig (bis ca. 8 cm groß), dunkelrotbraun, hellerer Rand, dunklere Mitte, unregelmäßig verbogen, Oberfläche am Rand glatt glänzend, in der Mitte etwas schorfig.
    Geruch nichtssagend, leicht süßlich, Geschmack mild (bleibend mild)
    Milch weiß, keine Verfärbung festgestellt (aber Probe nur mit einem quasi eingetrockneten Pilz: den ausgepresst, und noch mal angefeuchtet und noch mal ausgepresst.)
    Einen völlig nichtgilbenden milden Pilz mit dieser Oberflächenfarbe findet man da irgendwie schlecht, der (lt. Gröger) seltene Nadelwaldpilz (aber bei Picea) L. britannicus sollte deutlich gilben.
    Wenn der Pilz also bei Buche stand, könnte es sich vielleicht um den "Blassrandigen Milchling", Lactarius cf. fulvissimus Romagn. handeln,, der lt. Gröger schwach gilben soll (oder gar nicht gilben, Angaben unterschiedlich) mit mildem Geschmack.
    (lt. Gröger auch: = L. rubrocintus ss. Neuhoff = L. mittissimus ss. Romagn.)


    Im Bon wahrscheinlich unter "Fuchsigbrauner Milchling", L. fulvissimus Romagn., da steht Milch soll weiß bleiben, Geschmack soll "unangenehm" sein.
    Im Laux wahrscheinlich unter "Blassrandiger Laubwaldmilchling" Lactarius ichoratus (Batsch)Fr. ss. auct. = Lactarius fulvissimus Romagn. (Geschmack mild, dann bitterlich, kein Speisepilz) - der Standort stimmt bei allen überein.


    Lt. Index fungorum zur Zeit:
    Lactarius fulvissimus Romagn. (= Lactarius britannicus D.A. Reid .... also der nicht abgetrennt .... mmmhhh? = Lactarius britannicus f. pseudofulvissimus (Bon) Basso = Lactarius subsericatus Kühner & Romagn. ex Bon)
    Lt. Mycoabank zur Zeit:
    Lactarius fulvissimus Romagn. (und L. britannicus und subsericatus auch anerkannte Namen für ... eine andere Art ... oder auch nicht)


    Und eigentlich sind ja Namen "Schall und Rauch", sind jedenfalls im Pfännchen gelandet und ich fand sie 1A - "reizkerlich".
    :plate::yumyum:


    Bilder Nr. 5 Lactarius cf. fulvissimus
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Beim ersten gehe ich definitiv mit. Lecker. :)
    Eisensulfat - Reaktionen habe ich bei Milchlingen noch nie kontrolliert, wurde auch noch in keinem Schlüssel danach gefragt.


    Beim letzten stand nicht zufällig auch eine Birke in der Gegend rum? Wenn die Milch auf einem weißen Tuch nach einiger Zeit gelblich würde, könnte das fast lactarius decipiens (Milder Schwefelmilchling) sein.
    Ansonsten sind diese orangenen neben den glatthütigen Braunen die wohl fieseste Milchlings - Gruppe.
    Abgesehen von den taxomomsichen Unklarheiten ist die Unterscheidung der Arten recht schwierig, im Kopf habe ich das nicht. Du könntest mal Gröger befragen, der Milchlings - Schlüssel ist OK, fragt aber recht viel nach mikroskopischen Eigenschaften. Eventuell wäre da ein Blick in Heilmann-Clausen / Verbeeken / Vesterhold (The genus Lactarius, Fungi of Northern Europe Vol. III) noch besser.


    Beim Lactarius subdulcis gehe ich auch mit. Daß es da hin und wieder abartig bittere Kollektionen gibt, ist mir auch schon aufgefallen.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,
    eigentlich kam es mir bei dem Beitrag hier auf Lactarius volemus an :cool: , die anderen sind "Beiwerk".
    Vielleicht probiere ich das mal regelmäßig mit dem Eisensulfat bei ähnlichen Pilzen (wenn ich denn mal welche finden sollte ... hier: HOCHSOMMER....)
    Den halben Brätling (angenagt, und dann liefen noch so "Aale" darauf herum) habe ich NICHT gegessen :) .


    Jedenfalls wollte ich die anderen orangen Milchlinge - eigentlich schon im letzten Jahr - auch mal vorstellen - inkl. der Tatsache, dass sie mir geschmeckt haben.
    ALLE mutmaßlichen Namen sind das Maximum dessen, was ich aus den Angaben bei GRÖGER extrahieren konnte (im Vergleich mit Web und den anderen genannten Büchern).


    Klar werden da viele Mikromerkmale abgefragt, aber zum Glück geht er auch sehr auf die makroskopischen Eigenschaften und Habitate ein. Ich bin da auch immer mehrere Wege gegangen.


    Bei Nr. 5 stand definitiv keine Birke und die Milch hat m.M. nach auch nicht gegilbt (das war nur nicht mehr mit hundertproz. Sicherheit feststellbar) - aber bei der von dir vorgeschl. Art (optisch sieht die ja sehr ähnlich aus) soll ein Geraniengeruch sein und extreme Gelbfärb. der Milch, ein Farbstich des Fleisches und ein scharf-bitterer Geschmack sein (immer, wenn auch verzögert).


    Bei Lactarius subdulcis waren meine ersten Funde 2012 oder so bei Kostproben immer mild (aber da habe ich mich nicht herangetraut), in den folgenden Jahren waren sie immer zu alt, und im letzten Jahr waren die "schönen" an einem Tag ALLE bitter.
    Hatte ich glaube ich schon mal geschrieben: ich habe trotzdem versucht, sie zuzubereiten - nach dem Motto, vielleicht geht der Geschmack ja weg ... aber im Gegenteil, dieser bitter-harzig-scharfe Geschmack wird beim Erhitzen eher stärker.