Bergische Böen

Es gibt 36 Antworten in diesem Thema, welches 10.091 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Forum!


    Am letzten Wochenende meinte das Wetter es ganz gut mit uns und der Winter ging wieder in den Herbst über. Mit regen und mild und einer ordentlichen Düse sind wieder fast alle zum jährlichen Moderatorentreffen bei Melanie im Bergischen land zusammengeweht worden.
    Fast...
    Leider nur fast. Nachdem markus absagen musste und bei Frank kurz vor der Abfahrt der Kühler explodierte oder so - gib mal acht, daß das nicht beim Forum passiert! - konnte die verbliebene Mannschaft die Zügel etwas lockerer lassen, ein paar Sachen waren schnell besprochen ("nächster Punkt!") und wir ließen uns vom Wind durch den Wald treiben.


    Wie üblich um diese Jahreszeit, also zu Beginn der Hauptpilzsaison, bin ich dabei oft an irgendwelchen Holzstücken hängen geblieben.


    Ralf wollte helfen, aber die Axt im Walde konnte die Pilze auch nicht fern halten:


    Den ersten hat er mir auch ohne Axt in den Korb gelegt. Sitzt an der Rinde an einer noch stehenden Kiefer und wirkt erstmal ganz unscheinbar:


    Dieser dünne, etwas wachsartige Belag hört auf den Namen Globulicium hiemale (Winter-Kugelsporwachskruste wäre der logischste deutsche Name):


    Unser lustiger Porling unter dem zerfallenden Baumstumpf im Talgrund ist etwas ganz Banales, nämlich eine ganz frische Fruktuation von Oxyporus populinus (Treppenförmiger Schichtporling):


    In der Nähe an der Unterseite eines nass liegenden Buchenstammstückes sitzt eine großflächige Phlebia livida (Bleifarbener Kammpilz):


    Und der Hausschwamm an dem Stumpf oberhalb vom Weg muss schon der Wilde (Serpula himantioides) sein:

    Mikroskopisch ist da im Grunde nichts zu machen für die Trennung vom Echten Hausschwamm (Serpula lacrymans), aber dieser Beläge haben ja nur eine Dicke von an die zwei Millimeter. Vor allem die Rände sind hauchdünn, was Serpula lacrymans ausschließt.


    Wo ich mich vertan hatte: Diese lustigen, meruloiden Beläge an allerlei Laubholz sind natürlich nicht Phlebia rufa, sondern Ceraceomyces serpens (Gewundene Wachskruste):


    Makroskopisch ist das Hymenium etws feiner gefaltet als bei Phlebia rufa, die Farbverläufe sind ein wenig anders und es gibt keinerlei gelatinöse Bereiche bei frischen Fruktuationen (muss man auch mikroskopisch gucken nach gelifizierten Hyphen). Mikroskopisch sind die Unterschiede erstmal gering, am auffälligsten ist noch das völlige Fehlen der Pseudozystiden gegenüber Phlebia rufa. Die Sporen sind sehr ählnich, untescheiden sich nur gering in der Form, aber die Basidien sind bei Ceraceomyces kleiner, vor allem etwas kürzer und gelegentlich inkrustiert. auch die Basidiolen, was bei Phlebia so nicht vorkommt.


    Am Ende unserer Samstagsrunde fanden wir noch einen feinen, weißen, resupinaten, poroiden Belag an einem morschen Buchenstamm.
    Der ist tricky, ich nenne den mal Trechispora cf hymenocystis:



    Problem: Keine aufgeblähten, rundlichen bis sackartigen zellen. Nicht im Subikulum, nicht in den Randbereichen, nicht in den Rhizomoprhen im Substrat. Allerdings einige total kollabierte Elemente, die vielleicht mal soclhe Zellen gewesen sein könnten. Ist aber im Grunde wohl irrelevant: Mit poroidem Hymenium, dicht stacheligen Sporen bis ca. 5,5 µm, ohne Skeletthyphen und ohne Zystiden kommt man im Dämmrich - Schlüssel zu dem Punkt, wo man die Kristalle im Subikulum beurteilen muss. Und da sind keine Nadelförmigen Kristalle, keine bipyramidalen Kristalle, nur neben den amorphen, rosettenförmigen viele couvertförmige bis rhomboide Kristalle.
    Und damit wäre die Sache klar und Trechispora mollusca sowie Trechispora candidissima raus.


    Auch nicht ganz so einfach war der letzte Krusti des Tages, den Ralf mir gebracht hat:


    Faulbaum ist als Substrat allerdings recht ungewöhnlich. Hyphodontia pallidula bewohnt normalerweise Nadelholz. Kann aber durchaus auch mal fremd gehen. Die Bestimmung ist allerdings kritisch, da der Pilz schon ziemlich verwittert ist. So sind kaum zuordenbare Sporen zu finden, die aber (klein und breit elliptisch) passen schon zu der Art. Ebenso das fehlen von richtigen Lagenozystiden, dafür gibt es reichlich hyphoide, zystidenartige Elemente, die meist aus dem Subhymenium kommen, mehrfach septiert sind, vor allem in den unteren Gliedern etwas dickwandig und apikal ziemlich vielgestaltig (kopfig - zylindrisch - obtus). Basidien eingeschnürt, viersporig; überall ganz viele Schnallen.
    Mit Bernicchia kann ich da nirgendwo sonst hinschlüsseln.


    Für die Lamellenpilze müssen die anderen mal in ihrer Photobox kramen. Obwohl...
    Pholiota lenta (Tonblasser Schüppling) habe ich noch:


    Und ein ganz typisches Habitat, in dem man immer wieder mal fotografierende Pilzkunder antrifft:


    In diesem Fall geht's um den Grauen Adermoosling (Arrhenia acerosa):

    Prima Lamellenpilz. :)
    Wer würde auch an sowas vorübergehen?



    Der abend gehörte natürlich wieder nur der Arbeit, konzentriert und zielstrebig haben wir alle Belange des Forums besprochen und die Welt gerettet.
    Selbstverständlich waren wir um 10 Uhr im Bett, völlig nüchtern und mit den Händen über der Bettdecke. Also nicht daß jemand denkt...


    Dafür gab's am Sonntag nochmal Auslauf bei einer Wetterlage, um die uns auch gestandene Nordlicher beneidet hätten.
    Und das in größerer Gruppe mit vielen netten Leuten; davon aber erst demnächst etwas mehr.



    LG, Pablo.


  • ...
    konzentriert und zielstrebig haben wir ... die Welt gerettet.
    ...


    Gut zu wissen, daß das jemand anderes gemacht hat und ich mich nichtmehr darum nichtmehr kümmern muß, vielen Dank :D

    Viele Grüße,
    Hessekopp


    Ich bin blutiger Pilz-Anfänger. Wer auf meine Bestimmung hin etwas isst oder auch nur in den Mund ninnt, begeht möglicherweise einen schweren Fehler.

  • Hallo Pablo,
    Klasse Bericht von einem sicherlich tollen Treffen. :thumbup:



    Leider musste ich, wie fast jeden Sonntag, Arbeiten, sonst wäre ich gerne bei der Exkursion dazu gekommen.....

  • Selbstverständlich waren wir um 10 Uhr im Bett


    8|8|:cursing: Lügner haben kurze Beine! Guck mal links und rechts an dir runter, da müsstest du das erkennen! :evil:
    Wenn eine Person (deren Namen ich hier nicht nennen will) mir um 0.44 Uhr a guts Nächtle wünscht, glaub i net dass IHR um 10e im Bett wart :haue:
    :D:D:Kuschel:


    LG Peter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    so viele ECHTE Pilze! :thumbup:


    Leider habe ich vom Samstag keine schönen Bilder. Ich steige dann ein, wenn es um den Sonntag geht. :)


    LG, Jan-Arne

  • Ich kann Pablos Bericht nur unterschreiben. Wir haben an allen drei Abenden extrem konzentriert und strukturiert gearbeitet. Und das ist noch nicht alles.


    Am Samstag hat man uns mit Waffengewalt aus dem eigentlich von mir vorgesehenen Exkursionsgebiet vertrieben. Treibjagd war angesagt. Ich weiß nicht, wer mehr getrieben hat, die Treiber die Wildschweine oder ich die Mod-Meute.
    Was sind schon ein paar Kugeln, wenn es Pilze gibt. Ich muss sicher nicht besonders erwähnen, dass mir mehrfach der Antichrist unter die Nase gehalten wurde mit der Frage:"Wie heißt der". :nana:



    Und ich kann auch bestätigen, dass während der Abende nur Kaffee und Traubensaft getrunken wurde.
    Die Sonntagsexkursion konnte ich leider nicht mitmachen, weil mein Knie mal wieder reklamiert hat. Das war besonders schade, weil da der besonders seltene Zwerchfellschüppling gefunden worden sein soll. Aber beim abendlichen Arbeitstreffen war ich wieder dabei.


    Fotos hab ich nur wenig brauchbare, hier die im Kugelhagel aufgenommene Clitocybe vibecina




  • Danke, dass wir einen kleinen Einblick in euer Bergler-Treffen bekommen. Tolle Truppe! :)

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Oben habe ich noch Mikrobildchen zum Globulicium ergänzt. Weil das ist ja das eigentlich Schickste an dem Pilz.
    Eigentlich würde ich den erstmal am liebsten hier finden, Karl. Obwohl... Einen Winterhoff - Nachweis gibt es wohl schon aus der Ecke.
    Also dann: Auf ins Depot! :thumbup:



    Keine Ahnung was du da nachts für Nachrichten erhältst, Peter, aber anständige Jungs liegen um die Zeit im Bett und Whatsappen nicht umher. ;)


    Diese Trichterlinge sind mir ehrlich gesagt zu trichterlingsartig, Ralf. Könnten aus meiner Sicht auch Steinpilze oder Phytoparasiten sein, da kenne ich mich nicht aus. Bist du sicher, daß das keine Steinpilze waren?
    Auf jeden Fall schick eingefangen, die Kollektion.
    Wie sagt man: "ich drücke deinem Knie die Daumen" oder so...


    Bilder zum Sonntag dauern bei mir noch. Drängel dich ruhig vor, Jan-Arne.


    Nur ein Preview zum Zwerchfellschüppling habe ich:

    Die gelben Dinger an dem Stamm meine ich. Nicht Melanie.
    Mikroskopisch (geht ja nicht ohne in der Artengruppe) ist es übrigens Pholiota adiposa sensu Gröger.





    LG, Pablo.

  • Schick, schick!


    Ihr habt also mal wieder das Bergische unsicher gemacht, das finde ich gut! Und neben der Weltrettungsaktion auch gleich noch ein paar Pilze gefunden. Auch wenn das hauptsächlich so komische Krustendinger sind... ;)


    Da freue ich mich ja schon auf die Fortsetzung!

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    na ja, wie wir dort erfahren mussten, haben Steinpilze spröde Lamellen und Stiel. :evil: :saint: :giggle:


    "Der Täubling aus der Gattung der der Edelsteinpilze" so hieß es doch in dem Youtube-Video. :D


    l.g.
    Stefan


    P.S. Bilder kommen von mir noch; ich sitze derzeit an einem Portrait.


  • Eigentlich würde ich den erstmal am liebsten hier finden, Karl. Obwohl... Einen Winterhoff - Nachweis gibt es wohl schon aus der Ecke.
    Also dann: Auf ins Depot! :thumbup:


    Hallo Pablo


    Inzwischen steht fest, dass es sich bei Glouilicium um den ersten Fund in NRW handelt. Dann wird meiner am Sonntag im Depot eben der Zweite :D


    LG Karl


  • Bist du sicher, daß das keine Steinpilze waren?


    Steinpilze haben doch Leisten, oder ....:/


    .... und Lügen kurze Beine...... und Traubensaft getrunken. Das war vielleicht das Ausgangsprodukt. :giggle:


    Da haben Peters Android und mein iOS wohl gleichzeitig per WhatsApp bezüglich der angezeigten Uhrzeit gesponnen.


    Aber uns war allen klar, dass ihr bis spät in die Nacht arbeitet und vermutlich bei Melanie kurz vor dem Verhungern seid :D
    (Verzeih Melanie <3 )


    Jetzt im Ernst, schade, dass ich nicht dabei war. Ich hätte euch so gerne in diesem Kreis wieder gesehen. Das war leider im Moment
    nicht möglich. Für die Forenangelegenheiten gibt es dennoch ein gesamtheitliches übereinstimmendes Ergebnis und die Fundberichte
    lese ich sehr gerne mit.


    Liebe Grüße,
    Markus


  • Ich bin schon dabei die Fundmeldung für Klaus fertig zu machen. Bekommt er am Wochenende.


    In den Ritzen der Borke stehender, alter Kiefern wächst so allerhand Zeugs. Ich wollte Pablo eigentlich was anderes zeigen, aber so ist ´s noch besser. :)
    [hr]
    Ach übrigens....wer hat eigentlich die Würfel eingesteckt, mit denen wir die bestimmungen gemacht haben ?

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin schon dabei die Fundmeldung für Klaus fertig zu machen. Bekommt er am Wochenende.


    In den Ritzen der Borke stehender, alter Kiefern wächst so allerhand Zeugs. Ich wollte Pablo eigentlich was anderes zeigen, aber so ist ´s noch besser. :)


    [hr]
    Ach übrigens....wer hat eigentlich die Würfel eingesteckt, mit denen wir die bestimmungen gemacht haben ?


    Genau, ich vermisse meinen W100. :D Zum Glück habe ich meine Bestimmungen mikroskopiert. Immerhin hatte ich Scleroderma bovista eingesackt. :cool: Scheint was seltenes zu sein; oder einfach nur unterkartiert, weil gefühlt keiner außer mir Kartoffelbovisten mikroskopiert. :shy:


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hej...


    Also Würfel - nein. Nein, sowas mache ich nicht!
    Ich schreibe sorgfältig lauter Pilznamen auf ein Kartenspiel, dann wird gemischt und dann wird gezogen.
    Jedenfalls bei allen Blätterpilzen mache ich das so.


    Apropos wegen den Blätterpilzen: Das mit den Leisten kann schon sein, Ralf. Ist ja logisch beim Steinpilz, also Täubling aus der Gattung der Edelsteinpilze.
    Aber die haben ja einen braunen Hut. Pilze mit braunem Hut sind ja Braunkappen, also Steinpilze!



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Apropos wegen den Blätterpilzen: Das mit den Leisten kann schon sein, Ralf. Ist ja logisch beim Steinpilz, also Täubling aus der Gattung der Edelsteinpilze.
    Aber die haben ja einen braunen Hut. Pilze mit braunem Hut sind ja Braunkappen, also Steinpilze!


    :D Ich lach mich kaputt. Aber wo du Recht hast. :thumbup: Deine Logik ist bestechend. :evil: :saint:

  • (Meckermodus an)
    Gna gna gna... die Treffen, bei denen am Abend nur Blümchenkaffee getrunken wird, die kenne ich. Und am zweiten Abend wird dann geschwächelt...
    (Meckermodus aus)


    Hallo @all:
    Schön, dass Ihr neben der Arbeit auch viel Spaß hattet. :)


    Nun, Ralf, das mit dem Knie tut mir leid, ich kanns ein bisschen nachfühlen. Aber man sieht ja schon auf dem ersten Bild, dass Du Dich auch nicht geschont hast.


    Einen Pilz muss ich aber korrigieren bzw. etwas anmerken: er heißt Zwerchfellschüttling... ==11

    • Offizieller Beitrag

    Hallo allerseits!


    Zwerchfellschüttling: Ganz klar, weil der sich ausschüttet von Lachen über die ganzen Pilzbegucker, die vor ihm knieen und Bilder haben wollen, dabei um die besten Plätze in den Brmoberranken rangeln?


    Jedenfalls wird's mal Zeit für noch ein paar Bilder.
    Also der Sonntag. Da gab es eine Exkursion in einem durchaus ansprechenden Waldstück mit ganz wechselnder Ökologie, sehr vielfältig auch was das Artenaufkommen trotz der frostigen Witterung in der Woche zuvor betraf.


    Da es bei der Exkursion auch um Kartierungsdaten ging: Bei den von mir nachuntersuchten Pilzen ist zwar nichts spektakuläres dabei, aber die Daten würde ich dennoch gerne weiter geben. Kann das über dich laufen, Jan-Arne?


    Jetzt aber ohne weitere Umschweife vom Text zu den Bildern.


    Hypholoma fasciculare = Grünblättriger Schwefelkopf:

    Die hatten uns irgendwie irritiert, darum kamen die abends noch unters Mikro. Ein wenig komisch sehen sie schon aus, wie ich finde. Ist aber halt auch so ein Chamäleon, diese Art.


    Mycoacia uda (= Phlebia uda) = Wachsgelber Fadenstachelpilz:



    Ein Grauen, die Exsikate zu untersuchen. Geht aber in der Gruppe nicht anders. Außer bei Mycoacia nothofagi, die mit ihrem Aussehen und dem Geruch schon meist im Feld makroskopisch ansprechbar ist.


    Gelbe Anamorphe:


    Hast recht gehabt Jan-Arne. Schade. Hätte ja auch eine Lindtneria oder sowas sein können. Ist aber nur eine irgendwie gelbe, flauschige Masse aus lauter Konidien.
    Und somit nichts mehr für mich, dazu gibt es von meiner Seite auch keine Bestimmung.


    Radulomyces molaris = Gezähnter Reibeisenpilz:

    Dazu habe ich keine Mikrobilder gemacht. Ist aber abgesichert, also kein Basidioradulum, keine Hyphoderma und auch keine Phlebia.


    Und komisch, so schick unsere Kollektion von Cerrena unicolor (Aschgrauer Wirrling) war, habe ich davon keine brauchbaren Bilder. Obwohl ich den auch noch mitgenommen, untersucht und solide abgesichert hatte.


    Peniophora quercina = Eichen-Zystidenrindenpilz:

    Diese lilanen Flecken sind noch ein ganz junges Stadium, die Lamprozystiden noch recht schwach ausgeprägt, aber einige reife Sporen schon vorhanden.
    Ist jedenfalls abgesichert.


    Hyphoderma setigerum = Feinborstiger Rindenpilz:



    Das sind die weißlichen Flecken am selben Eichenaststück wie die Peniophora quercina oben.
    Auch noch ganz junge Fruchtkörper, darum auch noch so dünn. Auch hier sind die typischen Septozystiden noch nicht voll ausgeprägt. Dennoch ist die Art kaum zu verwechseln.


    Schizopora radula = Schmalporiger Spaltporling:


    Das war nicht der einzige Ast, an dem der zusammen mit Phlebia radiata wuchs.
    Mikroskopisch abgesichert ist aber nur die Schizopora, nicht die Phlebia radiata.


    Da war an einer Stelle so eine gefallene Weide, die Äste teils im Luftraum und das ganze Substrat über und über voll mit diversen Pilzen. Dort hätte man zwei Stunden verbringen können und wäre immer noch nicht fertig geworden.
    An einem dieser Weidenäste jedenfalls gab's nochmal Schizopora radula:



    Hier mit deutlich jüngeren Fruchtkörpern.


    Dazu Schizopora flavipora = Gelbporiger Spaltporling:

    Ebenfalls die gleiche gefallene Weide, aber an einem anderen Ast.


    Am selben Ast wie die jungen Fruchtkörper von Schizopora radula habe ich einen lästigen fehler gemacht: Denn ich habe später noch jemand im Feld versucht, den Unterschied zwischen Phlebia radiata und Phlebia rufa zu erklären.
    Blöderweise war es gar nicht Phlebia rufa, was ebenfalls an dieser Weide wuchs (und was ich als Anschauungsmaterial benutzt habe), sondern
    Ceraceomyces serpens = Faltiggewundener Wachsrindenpilz:




    Auch wieder schön mit Phlebia radiata vergesellschaftet.
    Übrigens denke ich schon, daß man Phelbia rufa und Ceraceomyces serpens im idealfall makroskopisch auseinanderhalten kann. Nur muss man dafür beide Arten kennen.


    Dann noch rasch zu dem legendären Stammholzstapel mit den Zwerchfellschüttlingen.
    Die Klettereinlage erbrachte einen überraschenden Nachweis von
    Phanerochaete sordida = Cremefarbener Zystidenrindenpilz:




    Überraschend deswegen, weil ich die Art makroskopisch anders kenne. Mit diesen dick auftragenden Fruchtkörpern hat der mich ganz schon erschreckt, muss ich gestehen. Aber diese Schnallenlosen, insgesamt etwas wachsartigen Pilze gehören da schon hin, vor allem wenn noch Lamprozystiden ins Spiel kommen. Sind die dann so komisch diffus geformt wie hier und eher selten und unregelmäßig verteilt, + ein Subikulum mit locker verflochtenen, oft rechtwinklig verzweigten und mindestens teilweise deutlich dickwandigen Hyphen, kommt man halt da raus.


    Erfreulich (und hilfreich für die Zusendung von Magellan) waren die Holz - Muschelfüßchen,
    Melanotus horizontalis:




    Und seit Gröger und auch IF einige morphologisch nur unter schweren Kopfschmerzen trennbare "Arten" einfach in die Synonymie verschoben haben auch sehr dankbar zu bestimmen.


    Prachtkerl, Pholiota adiposa = Goldfellschüppling

    Den wir noch am Abend mikroskopiert und bestimmt haben. Ich verwende den deutschen namen "Goldfellschüppling", weil ich der Ansicht bin, daß das die häufigste Art aus der Gruppe ist und zugleich dieser Name auch am häufigsten für irgendwelche Arten mit diesem Aussehen verwendet wird. "Pholiota aurivella" ist ein vielfach falsch angewendetes Taxon, sehr verwirrend, von verschiedenen Autoren für verschiedene Arten benutzt. Folgt man Holec (oder Gröger), dann wurde der Name "Pholiota aurivella" eben darum fallen gelassen und wird von den Autoren nicht mehr verwendet.
    Nach Holec müssen die hier gezeigten Pilze Pholiota adiposa heißen. Es ist übrigens völlig irrelevant, wie hoch die am Stamm wachsen. Jedenfalls hat das für die Bestimmung keinerlei Bedeutung. Das geht in der Artengruppe tatsächlich nur mikroskopisch sicher.


    und einen hat man immer, den man nicht raus bekommt.
    Bei mir ist das im Moment diese Trechispora spec.:

    Mit der beschäftige ich mich aber noch mal eingehender. Wenn ich was rausfinde, geb' ich's durch.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    was für geniale Dokumentationen! :thumbup:


    Wenn du Namen hast, immer her damit. Ich gebe sie dann weiter. Oder soll ich sie mir einfach aus den Thread rausschreiben?


    Von mir gibt's auch noch ein paar wenige ergänzende Bilder. Ich hoffe, dass ich mit der Bildbearbeitung nicht völlig danebenliege. Bei einem mit Flackern sterbenden Laptop lässt sich das nicht so gut einschätzen. X/


    Den Aschgrauen Wirrling (Cerrena unicolor) habe ich das erste Mal bewusst gesehen. Allerdings ist die Art optisch schon recht auffällig, sodass ich sie mir - wenn ich sie schon einmal gesehen hätte - wohl aufgefallen wäre. Sie scheint bei uns (da zähle ich das Bergische jetzt mal zu) einfach nicht häufig zu sein.



    So häufig wie an dem Wochenende im Bergischen habe ich den Gifthäubling (Galerina marginata) noch nie auf Laubholz gesehen.



    Das recht häufige Flaumschälchen (Chromocyphella muscicola) kann sehr leicht durch die hellen Moosringe am Stamm von lebenden Bäumen lokalisiert werden. Das Schälchen selbst ist allerdings viel weniger auffällig. Die Detailfotos sind von einen früheren Fund.



    Eine schicke Gemeinschaft bilden hier der Zähe Stromabecherling (Rutstroemia firma) und der Orangerote Kammpilz (Phlebia radiata).



    Und last but not least der für mich interessanteste Fund des Wochenendes, den mein Pilzfreund Bernhard ebenfalls auf der gemeinsamen Exkursion des MAB (Mykologischen Arbeitskreis Bergisches Land) und des APR (Arbeitskreis Pilzkunde Ruhr) fand und mir netterweise in die Hand drückte: Nectriopsis candicans, der sich auf einer Gelben Lohblüte (Fuligo septica) gebildet hat. Eine Art, die wohl ziemlich selten, aber wohl auch übersehen ist. Der Erstfund für NRW war bereits 2014. Wesentlich häufiger und gleichzeitig auffälliger ist der violette Gattungsbruder Nectriopsis violacea.



    Liebe Grüße,
    Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jan-Arne!


    Schicke Bilder. So müssen Collagen sein: Alles auf einen Blick, Pilze verständlich erklärt. :thumbup:
    Ich denke, Cerrena unicolor ist generell keine häufige Art. Weil sicher auch nicht unterkartiert, das wäre wegen dem markanten Aussehen eine Überraschung.
    Chromocyphella muscicola dagegen halte ich für definitiv unterkartiert. >34 Datensätze für ganz Deutschland?< kann nicht sein.


    Was die Fundliste betrifft, da kann man mal Cerrena unicolor, Peniophora quercina und Phlebia radiata raus nehmen. Die stehen schon drauf. Bei Melanotus horizontalis bin ich nicht völlig sicher, aber ich denke der wurde auch schon aufgenommen. Den Rest mal zusammengefasst:


    Phlebia uda; liegender Laubholzast (Eberesche?), bodenfeuchter Standort nahe Bachlauf
    Radulomyces molaris; liegender Eichenast, noch berindet
    Hyphoderma setigerum; liegender Eichenast, noch berindet; vergesellschaftet mit Peniophora quercina
    Schizopora radula; liegender indet. Laubholzast, vergesellschaftet mit Phlebia radiata
    + liegender Weidenstamm, vergesellschaftet mit Phlebia radiata + Ceraceomyces serpens
    Schizopora flavipora; liegender Weidenstamm
    Ceraceomyces serpens; liegender Weidenstamm, vergesellschaftet mit Phlebia radiata + Schizopora radula
    Phanerochaete sordida; liegender Rotbuchenstamm in einem Stammstapel, noch berindetes, recht frisches Substrat
    Pholiota adiposa; liegende Rotbuchenstämme in einem Stammstapel



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    die Chromocyphella ist ganz sicher total unbekannt. Das sehe ich auch so. Ich lernte sie ja auch erst im letzten Jahr durch dich kennen und konnte das Wissen über die Art damit in den Arbeitskreis tragen. Nun finden wir sie aktuell auf jeder Exkursion. Dabei ist sie eigentlich so leicht zu finden. :D 774 Datensätze sind hingegen bei Pilze-Deutschland für Cerrena unicolor gelistet. Damit ist es, würde ich sagen, vielleicht keine extrem häufige, aber beileibe auch keine seltene Art. Nur NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz sind zumindest in Teilen "weiße Flecken". Ein bisschen wird sich das hoffentlich durch die Kartierungsdaten des APR und MAB, die bald bzw. irgendwann einfließen werden, ändern. Wobei ich auch sagen kann, dass zumindest wir (APR) Cerrena unicolor, wenn überhaupt, auch nur sehr selten mal auf Exkursionen finden.


    Die Pilze, die wir am Sonntag noch bestimmt haben, hatte ich schon weitergegeben. Danke für die Liste. Die schreib ich gleich dem Jörg und er soll rausfiltern, was noch fehlt oder ein weiteres "det." erhält. :thumbup:


    LG, Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Das kann aber auch gut sein, daß Cerrena unicolor eben nur gebietsweise regelmäßig auftritt. Auffallend ist ja die Auflockerung der dokumentierten Vorkommen gerade im Westen der Republik sowie im Nordwesten. Woran das liegt ist mir schleierhaft. Einige Ballungen an Fundpunkten liegen sicherlich daran, daß dort kartierungsfreudige Baumpilzspezis sitzen. Aber wie schon gesagt, bei einer so auffälligen Art ist das nicht alles.
    Deutlicher ist das bei Arten, die tatsächlich nur von wenigen Spezialisten aufgefunden werden.
    Nehmen wir mal die an sich in ganz Deutschland verbreitete und sicherlich einigermaßen häufige >Sommertrüffel<. Das scheint mir eindeutig eine Verbreitungskarte von "Trüffelsuchenden Pilzlern" zu sein.
    Noch deutlicher?
    >Mollisia pyrenopezizoides<
    Das dürfte sicherlich keine seltene Art sein.
    Der ganz im Norden ist ein Fund von Maren. Nach Süden zu der nächste ist ein Torsten-Richter-Fund (bestimmt von Zotto). Der bei euch in der Ecke ist ein Hans-Bender-Fund.
    Einen seiner Funde bei Jena hat halt Andreas mal eingetragen, der hatte die Art aber bestimmt schon öfter in der Hand.
    Ingos Aufsammlungen sind nicht erfasst, aber der südlichste Fund ist aus seiner Ecke. Nicht weiter überraschend, daß Peter Püwert diese Art auch zu bestimmen vermag.
    Mein Fund aus dem Frühjahr aus der Region Mannheim ist noch nicht eingegeben, dauert auch sicher noch eine Weile.


    Ich kann mir trotzdem vorstellen, daß die Art flächendeckend verbreitet ist. Nur: Wer guckt nach solchen Pilzchen und wer ist dann noch in der Lage, die auch zu bestimmen?



    LG, Pablo.